Erziehung ist eine Kunst für sich, und manchmal fühlt es sich an, als müsse man auf einem Drahtseil balancieren. Auf der einen Seite stehen die klaren Regeln, die Werte und die Moral, die wir unseren Kindern vermitteln möchten. Auf der anderen Seite die Freiheit und Flexibilität, die wir mit einer bedürfnisorientierten Erziehung anstreben. Es ist wie ein Tanz, bei dem der Takt manchmal nicht ganz stimmt – aber das macht den Alltag als Eltern gleichzeitig so spannend.
Regeln, die Orientierung bieten
Eines ist klar: Kinder brauchen Orientierung. Sie brauchen klare Regeln, die ihnen helfen, die Welt zu verstehen. Diese Regeln bieten nicht nur Struktur, sondern auch Sicherheit. Wir wollen unseren Kindern beibringen, dass bestimmte Dinge im Leben wichtig sind: Respekt, Verantwortung und Rücksichtnahme. Das gehört zur Erziehung dazu – und in vielen Fällen auch zur moralischen Entwicklung.
Aber wie gelingt es, diese Regeln mit der Flexibilität und Leichtigkeit zu verbinden, die wir uns in einer bedürfnisorientierten Erziehung wünschen?
Der Wunsch nach Freiheit und Flexibilität
In der bedürfnisorientierten Erziehung steht das Kind mit seinen Wünschen, Gefühlen und Bedürfnissen im Mittelpunkt. Es geht darum, den Kindern einen Raum zur freien Entfaltung zu geben, in dem sie sich selbst entdecken und entwickeln können. Das klingt wunderbar und ist es auch – aber manchmal ist es eine Herausforderung, den nötigen Raum zu schaffen, ohne dass der Alltag völlig aus dem Ruder läuft.
Ich persönlich finde es super, Kindern Freiheit zu geben, sie zu ermutigen, selbst Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Aber dann kommt der Moment, in dem man als Elternteil merkt: „Okay, mein Kind kann nicht bis 24 Uhr aufbleiben, auch wenn es das gerade möchte.“ Manchmal muss man auch als Eltern klar sagen: „Jetzt ist Feierabend, es ist Zeit fürs Bett.“ Denn auch wenn wir die Bedürfnisse unserer Kinder respektieren, dürfen wir nicht vergessen, dass ein gewisses Maß an Struktur und Grenzen wichtig ist, um sie vor den eigenen Gefühlen und Entscheidungen zu schützen.
Wann der Spagat auf die Füße fällt
Und genau da liegt der Spagat: Der Wunsch nach bedürfnisorientierter Freiheit kann mit den nötigen Regeln und der Struktur in Konflikt geraten. Man möchte liebevoll und geduldig sein, aber manchmal hilft es nicht – da muss einfach mal ein „Nein“ kommen. Das bedeutet nicht, dass wir als Eltern versagen oder dass wir nicht die richtige Erziehungsmethode haben. Es bedeutet nur, dass wir uns in einem dynamischen Prozess befinden, in dem wir immer wieder abwägen müssen, was für uns als Familie funktioniert.
Es gibt Tage, an denen wir es schaffen, mit Leichtigkeit durch den Tag zu gehen, den Bedürfnissen unserer Kinder gerecht zu werden und gleichzeitig ein gutes Maß an Struktur zu wahren. Und dann gibt es Tage, an denen uns der Spagat aus Regeln und Freiheit auch mal auf die Füße fällt – und das ist völlig in Ordnung.
Fazit: Der eigene Weg in der Erziehung
Erziehung ist kein „One-Size-Fits-All“-Ansatz. Es gibt nicht den einen „richtigen“ Erziehungsstil, sondern es geht darum, den eigenen Weg zu finden. Klarheit in den Regeln und gleichzeitig Flexibilität in der Umsetzung – das ist eine Balance, die mit der Zeit wächst. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern authentisch und flexibel.